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WJ Düsseldorf Sails 2017

Bei 6 Windstärken von Lemmer nach Stavoren

Düsseldorf, Juni 2017: In der Zeit vom 23. bis 25. Juni 2017 brach erstmalig eine Crew der Wirtschaftsjunioren Düsseldorf und Niederberg auf, um gemeinsam einen spannenden Törn auf dem holländischen Ijsselmeer zu erleben. Nachdem man den freitäglichen Wochenendverkehr überstanden und sich in zwei eigenen PKW‘s bis in die niederländische Provinz Friesland vorgekämpft hatte, ging es an Bord einer Bavaria 39 Cruiser, die der Eigner auf den verheißungsvollen Namen „Aquadel“ getauft hatte. Nach erfolgter Schiffsübergabe belud man die Aquadel mit Einkäufen, die auch für eine Woche locker ausgereicht hätten. Nach einer kurzen Erkundung der historischen Altstadt von Lemmer kehrten wir schließlich in einem gemütlichen Hafenlokal ein, um die ungewöhnliche Zusammenkunft bei Pizza und Heineken angemessen zu würdigen. Nachdem die Crew gestärkt und nach der beschwerlichen Verproviantierung im örtlichen Supermarkt wieder erholt war, wurden die Kojen bezogen und die erste Nacht im Hafen verbracht.

Am Samstagmorgen bestätigte sich die alles andere als vielversprechende Wettervorhersage des Vortages. Das Ijsselmeer zeigte sich von seiner ungemütlichen Seite und nötigte mit Windstärken von 6 Beaufort der gesamten Crew einschließlich des Skippers einen angemessenen Respekt vor den Naturgewalten ab. Da – nach alter Seemannsweisheit – das Schiff ab Windstärke 5 den sicheren Hafen nicht mehr verlassen sollte, entschied man sich, zunächst die Wetterentwicklung abzuwarten und nutzte die Gelegenheit um sich ausgiebig mit der Bedienung der Winschen, Fallen, Schoten und Festmacherleinen vertraut zu machen.

Gegen Mittag hatte der Wind auf 5 Beaufort „abgeflaut“ und wehte nur noch in Böen mit Stärke 6, so dass man die Überfahrt von Lemmer nach Stavoren über das offene Ijsselmeer nun wagen konnte. Da es für unser Crew-Mitglied Anke der erste Segeltörn überhaupt werden sollte und ihr, angesichts des immer noch sehr rauen Ijsselmeers, unwohl war bei dem Gedanken, sich den Spaß am Segeln gleich beim ersten Versuch für immer zu nehmen, traf sie die mutige und selbstbewusste Entscheidung, den Weg nach Stavoren mit der „Nederlandse Spoorwegen N.V.“ – der holländischen Variante der Deutsche Bahn AG – zu begehen. Nur böse Zungen behaupten, dies sei wohl ein nicht minder abenteuerliches Unterfangen … Nach einer herzlichen Verabschiedung von Anke – wusste man doch schließlich nicht, ob man sich jemals wiedersehe – wurden die Leinen losgeworfen und Kurs Richtung Westen gesetzt.

Bei kräftigem Wellengang ging es vorbei am berüchtigten „Vrouwenzand“, auf den schon so manche Crew zum eigenen Leidwesen aufgelaufen ist, um sich anschließend von der Küstenwache wieder freischleppen lassen zu müssen. Als man das offene Ijsselmeer erreicht hatte, war es dann endlich soweit und es hieß: Segel setzen und Motor aus – der wohl schönste Moment eines jeden Segeltages. Unter fachlicher Anleitung des Skippers, übernahm jedes Crewmitglied einmal das Steuer und lernte das Boot zu steuern und durch anpeilen von festen Orientierungspunkten am Horizont zu navigieren.

 

Vorbei an großen Windparks mit mehr als 80 Windkraftanlagen und anmutigen Traditionssegelschiffen, ging es durch das größte holländische Binnenmeer direkt in Richtung des beschaulichen Hafenstädtchens Stavoren. Dort wartete am späten Nachmittag die letzte Herausforderung auf die Crew: ein Anlegemanöver mit immer noch frischem, auflandigem Wind. Dank Bugstrahlruder, einer ruhigen Hand des Skippers und der Unterstützung unseres schmerzlich vermissten Crewmitglieds Anke, die uns bereits am Steg erwartete, wurde auch dieses Manöver erfolgreich absolviert. Leider stellte sich beim Landgang in Stavoren heraus, dass kein Restaurant mehr einen Tisch frei hatte und so entschied man sich schließlich, aus den Vorräten an Bord gemeinsam ein 3-gängiges Dinner-Menü zuzubereiten. Nach einem schönen zweiten Abend und viel frischer Luft legte sich schnell Ruhe über die Aquadel.

Am frühen Sonntagmorgen brach die Crew erneut auf, um nun über die Binnenkanäle zurück nach Lemmer zu segeln. Mag dem Außenstehenden dies zunächst wie ein gemächliches Unterfangen erscheinen, war dies beileibe nicht so. Denn auf dem Weg in den Heimathafen galt es gleich mehrere Schleusen zu durchqueren, die angesichts des Starkwinds, der auch über Nacht nicht nachgelassen hatte, kritische Hindernisse bedeuteten. Bereits in der ersten Schleuse musste die Crew ihre Reaktionsschnelligkeit unter Beweis stellen. Nach einem missglückten Leinenwurf wurde die Aquadel in der Johan-Friso-Schleuse vom Wind quer getrieben. Doch Wirtschaftsjunioren bringt so leicht nichts außer Ruhe – und der zweite Wurf saß exakt auf dem Poller!

Das Schöne an den Binnenkanälen Frieslands ist, das sich auch bei starkem Wind hier kein Seegang aufbauen kann. So konnten wir die Fahrt durch die nordöstlichste Provinz Hollands genießen. Abwechselnd steuerten alle, nun wieder sechs, Crewmitglieder die Bavaria 39 über den Johan-Friso-Kanal, den Binnensee „De Fluezen“, über (!) die Landstraße N354 hinweg, durchs Koevordermeer, hinein in den Prinses-Margriet-Kanal. Links und rechts von uns nichts als Wiesen und Felder und gelegentlich ein kleines friesisches Dorf.

Man konnte ins Schwärmen geraten. Was wir dann auch taten. Und zwar so sehr, dass wir vor der Brücke in Spannenburg, an einem mittlerweile zwar noch bedeckten aber durchaus warmen und sonnigen Frühsommertag, verweilten und auf die Brückenöffnung warteten. Erst nach einigen Minuten bemerkte ein aufmerksames Crewmitglied eine kleine Schaltvorrichtung, auf der sich ein Klingelknopf befand. Diesen hätte man drücken müssen, denn er informierte den im entfernten Amsterdam im Schaltzentrum sitzenden Brückenwärter darüber, dass dort ein Schiff sei und dass dieses Schiff gerne die Brücke passieren würde. Gesagt getan, öffnete sich auch diese Pforte und gab uns den Weg frei. So konnte pünktlich um 18 Uhr das Schiff wieder in die Obhut des Vercharterers übergeben werden. Natürlich nur vorläufig – genaugenommen bis zum 2. WJ Düsseldorf Sails in diesem Jahr.

Gut erholt und ein bisschen wehmütig trat die Crew schließlich in den beiden Pkw den Heimweg nach Düsseldorf an. Kaum jemand aus der Crew kannte sich vor dem gemeinsamen Törn, doch man kann wohl sagen, es waren sechs Freunde, die am späten Sonntagabend zurück nach Düsseldorf kamen.

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